Abitur 2022
Nie hatten sich die schriftlichen und mündlichen Prüfungen über einen so langen Zeitraum erstreckt, denn – wie könnte es anders sein – im April und Mai rauschte eine Corona-Welle durch den Landkreis und verschonte auch den Abiturjahrgang nicht. Doch das ist Schnee von gestern. 41 Schüler*innen sind zu den Prüfungen angetreten, 41 haben bestanden. 15 Mal steht die 1 vor dem Komma der Abschlussnoten, der Gesamtdurchschnitt liegt bei 2,23.
Als beste Absolventin mit einem Schnitt von 1,1 darf sich Greta Bustorff darüber freuen, für die Studienstiftung des Deutschen Volkes vorgeschlagen zu werden. Bester männlicher Abiturient ist Zihan Li mit einem Schnitt von 1,4. Er erhielt für seine außergewöhnlichen Prüfungsleistungen in den Fächern Physik und Chemie den Preis in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft sowie der Gesellschaft Deutscher Chemiker.
Schulleiterin Heike Elz eröffnete den Festakt mit einer Ansprache, in der sie auch die Eltern der internationalen Schülerinnen und Schüler begrüßte, die nur aus der Ferne an der Feier teilhaben konnten. Aufgrund des anhaltenden Lockdowns in einigen chinesischen Städten ist das Reisen nicht oder nur unter besonderem Aufwand möglich, so streamte die Schule die Veranstaltung. In dem Teil ihrer Rede, sprach Heike Elz den Abiturientinnen und Abiturienten Mut zu für den kommenden Lebensabschnitt und wünschte ihnen das kleine Quäntchen Glück, den richtigen Moment zu erwischen. Was es damit auf sich hat, verdeutlichte sie anhand der schicksalshaften Wendung, die das Leben von Mahir genommen hat, dem jungen Achtklässler aus der Ukraine, den die Schule Marienau aufgenommen hat. Denn manchmal ist es die eine, besondere Gelegenheit, die eine Begegnung, die für den Lauf der eigenen Geschichte bedeutsam ist.
Dann war es Zeit, ihre beiden Leitungsmitglieder Marianne Kretschmer und Tobias Karrasch auf die Bühne zu holen. Tradition bei der Abiturfeier ist, dass zu jedem Abiturienten und jeder Abiturientin einige persönliche Worte gesprochen werden. Gemeinsam Erlebtes auf Klassenfahrten und Exkursionen, privates oder gesellschaftliches Engagement, besondere Talente im sportlichen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Bereich kommen zum Tragen. So nehmen alle 41 Abiturient*innen und ihre Familien einen individuellen Abschiedsgruß mit, wenn mit dem heutigen Tag die Schulzeit in Marienau zu Ende geht. Musikalische Beiträge lockerten das Programm auf und die Festgesellschaft konnte sich an Gesang und Musik von Katharina Haacke, Renate Bruhn, Hyunji Yoon, Judith Rohsius, Luca Doyé und Catharina Paul freuen. Der Gesang von Katharina Haacke zu den Klängen von „Gold von den Sternen“ aus dem Musical Mozart war so beeindruckend und emotional, dass die Konfetti-Kanonen, die eigentlich für den Schluss vorgesehen waren, frühzeitig gezündet wurden – das ließ den Kloß im Hals schwinden und löste allgemeine Heiterkeit aus!
Xinju Meng und Yi Xie rundeten den Festakt mit einer meisterhaften Paartanzeinlage ab.
Für den Altmarienauer Verein sprach an diesem Tag Altschüler Tim Borchers: „Auch wenn ich selber im ersten Moment heilfroh war, aus der etablierten Internatsgemeinschaft ausbrechen und mir ein eigenes Leben aufbauen zu können, realisierte ich sehr schnell, dass es die langen Abende an der Blockhütte oder im Bunker, auf der Dahlemer oder an den Osterinseln, die Tischgruppenabende, freundschaftliche Pakte mit Klassenkameraden oder Ganggeschwistern, aber auch die Rügen der Schul- und Internatsleitung waren, die mich tatsächlich auf ein eigenverantwortliches Leben vorbereiteten.“
Er hob das besondere Wesen des Marienauer Gemeinschaft hervor und warb warmherzig und sehr gekonnt für den Beitritt in den AMV, den Altmarienauer Verein. Im Namen der Altmarienauer zeichnete er Greta Bustorff und Zihan Li mit einen Präsent aus: Einem silbernen Armreif, in dem die Koordinaten ihres zweiten Zuhauses, der Schule Marienau, eingraviert sind.
Für die Elternschaft sprach Dr. Carola Wollenhaupt. Selbst Altschülerin, feierte sie nun den erfolgreichen Schulabschluss ihrer jüngsten Tochter Paula. Sie fand sehr gelungene Worte des Dankes an alle in Marienau Tätigen, die sich in den Dienst der Schule stellen und sie mit ihrem persönlichen Engagement zu dem machen, was sie ist: „Wer sein Kind nach Marienau gibt, sollte sich darüber bewusst sein, dass es von nun an zwei Zuhause hat: Das Elternhaus und Marienau“, ein kluges Wort von Ihnen, liebe Frau Elz, das ich hier zitiere. Die Gründe, warum unserer Kinder Marienau besucht haben, sind so vielfältig und individuell wie unsere Kinder selbst. Immer aber ging es um ein Mehr: denn, wenn man Fürsorge teilt, verringert sie sich eben nicht, sie verdoppelt sich.
Es ist Tradition, dass die Abiturient*innen zum Abschluss des Festaktes eine große Sonnenblume nehmen und an eine Person im Raum überreichen, der sie im Besonderen danken möchten für die nun hinter ihnen liegende Schulzeit in Marienau. Wenn nicht schon zu Beginn der Feier bei der Foto-Show mit Bildern aus Kindheit und Schulzeit unserer Absolvent*innen, so war spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem Tränen flossen und Taschentücher dringend benötigt wurden. Den Schlussakkord setzt der goldene Konfetti-Regen, der alle Abiturient*innen zum Strahlen bringt, und diesmal stimmte auch das Timing!
Die Feierlichkeiten fanden ihre Fortsetzung auf der Wiese am Marienauer Teich, wo in weißen Pavillons und Pagoden Getränke und das Buffet auf die Gäste warteten. Das heiße Wetter der vergangenen Tage machte just am Tag der Abiturfeier eine Pause. Zwar war der Regen einerseits lang ersehnt, aber das Wetter-Timing hätte besser sein können. Gerade rechtzeitig zum traditionellen Foto auf der Treppe des Haupthauses klarte es auf. Auch im Anschluss an den Festakt blieb es trocken, so dass alle einen schönen Abend zusammen genießen konnten. Wir haben diesen besonderen Tag mit der Kamera begleitet, hier können Sie den Film der Abiturfeier 2022 anschauen!