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Marei Karge - Liphard: Marienauerin bringt Orchideen aus Dahlenburg in die Welt

Ein ungewöhnliches Büro für eine ungewöhnliche Frau: Das Büro von Marei Karge-Liphard ist ein hölzernes Gartenhäuschen inmitten einer riesigen, 6500qm-großen Glashaus-Landschaft.


Von hier aus hält Altmarienauerin Marei Karge-Liphard, Abitur 1998, alle Fäden in der Hand, und das sind einige. Von außen betrachtet ist der Orchideengarten Karge eine Gärtnerei, die auch klassische Aufgaben wie Floristik, Innenraumbegrünung usw. übernimmt. So weit, so klar. Kern des Unternehmens sind jedoch Aufzucht und Züchtung sowie der Handel mit Orchideen. Marei führt das Geschäft in 4. Generation als Familienunternehmen. Dabei hat sich das Portfolio des Traditionsbetriebs stetig erweitert. Messen und Ausstellungen spielen dabei eine große Rolle. Der Orchideengarten ist mehrfach im Jahr auf nationalen und internationalen Schauen vertreten. Er gehört zu den wenigen festen Ausstellern auf der Bundesgartenschau (BUGA), die alle zwei Jahre stattfindet. Gefragt nach dem, was sie in den vergangenen Jahren besonders stolz macht, antwortet sie: „Es ist mir eine große Freude zu sehen, dass wir wachsen. Wir haben uns früher nur auf nationaler Ebene bewegt, nun ist unser Radius größer geworden. Wir treten auch international in Erscheinung – eine spannende Herausforderung und Belohnung für unsere Arbeit zugleich.“

Ein Highlight im vergangenen Jahr war die erstmalige Ausstellung auf der Chelsea Flower Show 2018 in London, die größte internationale Show in diesem Bereich. In 2019 war Sie sich wieder im Kreis der Aussteller. In beiden Jahren wurde Sie für ihren Arbeit ausgzeichnet. Wer hier ausstellt, hat es in den Kreis der Großen geschafft und darf sich auf exklusives Treffen mit der Queen freuen. Diese besonderen Lorbeeren hat Marei sich verdient, denn sie ist sehr umtriebig und reist viel für ihr Unternehmen. Sie ist in u.a. Ecuador, Indonesien, Thailand, Malaysia oder Japan unterwegs, um neue Orchideen zu finden, Geschäftsbeziehungen mit ihren Zulieferern zu pflegen und das Angebot des Orchideengartens interessant zu halten. Durch die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern kommt es auch zu Einladungen wie der des Shanghai Botanical Gardens im Jahr 2015, dort eine Ausstellung aufzubauen.

Marei ist eine gute Netzwerkerin, und so wundert es nicht, dass sie gleich in mehreren Gremien zuhause ist, die sich allesamt um die Welt der Orchideen drehen. Sie ist im Vorstand des Verbands deutscher Orchideenbetriebe (VDOB) und u.a. zuständig für die Ausstellungskoordination von Orchideengärten. Im Judging Committee der Royal Horticultural Society (RHS) bewertet sie Orchideen. In der Orchid Hybridizations Advisory Group beschäftigt sie sich mit der Benennung von Neuzüchtungen und wissenschaftlichen Studien zur Einordnung neuer Orchideen in die botanische Systematik. Durch diese Mitgliedschaften verbringt Marei einen stetig wachsenden Anteil ihrer Arbeitstätigkeit auf Reisen im In- und Ausland. Dazwischen versorgt sie Großhändler wie Blume 2000 aus Hamburg mit Orchideen, betreibt den Verkauf vor Ort und über ihren Onlineshop und unterhält seit 2016 noch ein Café

„Die Gärtnerei“, direkt an den Orchideengarten angegliedert, stellt für Dahlenburg eine kulinarische Bereicherung dar und bietet ihren Kunden einen schönen Ort zum Verweilen. Das alles tut sie mit Hilfe ihrer ca. 10 MitarbeiterInnen, die in den verschiedenen Bereichen eingesetzt sind. Durch die räumliche Nähe ist auch der Kontakt zur Schule Marienau nie abgerissen. Schon einige Marienauer Schüler durften ein Praktikum im Orchideengarten absolvieren, auf privater Ebene sind es viele Freundschaften, die Marei seit ihrer Marienauer Schulzeit begleiten.

Danach gefragt, sagt Marei: „Viele der Freundschaften, die ich in Marienau geschlossen habe, währen bis heute und zeichnen sich durch Intensität und Konstanz aus. Vielleicht hängt es mit der besonderen Prägung zusammen, die Marienau als Internatsschule ihren Schülern gibt – egal, ob als Internats- oder Tagesschüler. Es ist weniger Regelschule, vielmehr eine umfassende Sozialisierung, die mit gemeinsamen Übernachtungen im Internat, Ausflügen, Unterricht etc. begann und sich heute in Patenschaften unserer Kinder niederschlägt.“

Gibt es etwas, dass sie heutigen Schülern gerne mitgeben möchte? Marei: „Ich weiß heute, welchen Schatz man in sich trägt, wenn man Marienauerin ist. Ich wünschte mir, dass ich dies schon früher als Schülerin bewusster wahrgenommen hätte. Es ist eine besondere, behütete Welt, in der man aufwachsen kann. Sie bietet einem so viele Möglichkeiten! Auch meine Geschwister haben dies in Marienau wahrgenommen“.

Damals wie heute ist sie begeistert von dem Angebot, das Marienau seinen Schülern macht. „Es ist ein Privileg, so viele unterschiedliche Reisen während der Schulzeit machen zu können. Die Schule zeigt ihnen die Welt und die einzige Aufgabe der Schüler ist es, sich darauf einzulassen. Großartig!“

Wer sich auf Marienau einlässt, ist auch persönlich von Vielfalt umgeben, sagt Marei. „Egal, woher die Leute kommen, man setzt sich mit den anderen auseinander, findet zusammen und kann sich einfach gut begleitet auf das Leben vorbereiten. Mit unterschiedlichen Charakteren zurechtkommen, sich arrangieren und etwas Gutes aus der gemeinsamen Zeit machen. Das ist einmalig.“

Und was sind Ihre Pläne? So viel steht fest, Ideen hat Marei noch viele. Auch während unseres Treffens wirft sie einen Blick auf ihre Mails, nimmt ein Telefonat an. Worum es geht? Sie möchte gerne stärker in die Zucht von Orchideen gehen, da wäre ein Orchideenlabor prima. Auf Bali vielleicht. Und die Erhaltung von Orchideen ist ihr ein Anliegen. Sie sieht auf ihren Reisen, dass der Lebensraum von Orchideen kleiner wird. Es braucht geschützte Areale, damit die Pflanzen auch in Zukunft wachsen. Auf diese Weise könnte Marie dem Regenwald, ihrem wichtigsten Partner, etwas zurückgeben.