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Najima El Moussaoui in Marienau - Wandern zwischen den Meinungswelten

Im Rahmen der UNESCO Projektwoche laden wir zum Auftakt gerne einen Gast ein zur thematischen Einstimmung auf die vor uns liegenden Tage ein. Das Motto lautete dieses Mal "Für den Frieden! #HändeReichen #BrückenBauen“. Naheliegend scheint da die Beschäftigung mit den aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt. Doch Brücken zu bauen ist bereits in kleinerem Maßstab, ganz nah am eigenen Erleben oder der der anderen wichtig, um freidlich miteinander auszukommen. In diesem Spannungsbogen bewegten sich die Projekte in der Woche vom 28.4 - 3.5. 2024. Unser Gast war in diesem Jahr Najima El Moussaoui, Journalistin und Autorin. 

Lesen Sie hier den Bericht aus der Lüneburger Landeszeitung: 


VON UTE LÜHR

Die Journalistin Najima El Moussaoui spricht in Marienau über Vielfalt, Demokratie und den Wandel der Gesellschaft
Marienau. Divers war gestern. Das Heute ist superdivers. Zumindest in Deutschland. Najima El Moussaoui kann ein Lied davon singen. Als Migrantin ist sie nicht nur ein Teil davon, sie ist auch eine, die sich den Wandel der Gesellschaft zum Schwerpunkt gemacht hat. Jetzt war sie zu Gast in Marienau und eröffnete dort die Unesco-Projektwoche.
„Für den Frieden! #HändeRei-
chen #BrückenBauen“ lautet das Motto des fünftägigen Themenschwerpunkts, mit dem das Internatsgymnasium seine Schülerinnen und Schülern an mehr Wahrheiten heranführen, miteinander ins Gespräch kommen und die Neugierde für das Neue wecken möchten.
„Wir sollten wieder mehr zu Wanderern zwischen den Meinungswelten werden, um anschließend unsere Welt besser erklären zu können“, sagte Schulleiter Lars Humrich in seiner Begrüßung. „Mit Najima El Moussaoui haben wir heute eine solche Wanderin zu Gast.“
Geboren in einem kleinen Dorf im Rif-Gebirge, kam sie als Kind mit ihren Eltern nach Deutschland. Ein Nomadenkind, wie sie selbst von sich sagt, das keinen festen Wohnsitz hat.
Mittlerweile ist sie studierte Germanistin, Islamwissenschaftlerin und Soziologin und arbeitet als Journalistin. Vielfalt, Demokratie und der Wandel der Gesellschaft sind dabei ihre Kerngebiete. Und darum ging es auch in ihrem Vortrag.
Wie divers sind wir? Und was hat das für Folgen für die Gesellschaft? Warum werden Menschen diskriminiert? Und mit welchen Ansätzen kann dem begegnet werden?
Es sind Fragen wie diese, die Najima El Moussaoui zu beantworten versuchte. Zur Hilfe nahm sie dabei nicht nur das Werk des französisch-marokkanischen Schriftstellers Tahar Ben Jelloun, in dem dieser seiner zehnjährigen Tochter die Entstehung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erklärt. Sie band auch das Publikum mit ein, versuchte einen Dialog mit der Zielgruppe, die sie auf die Bühne bat. Und die auch kam.
„Was verbindest Du mit Diversität?“, wollte sie vom 16-jährigen Jonas wissen, der mit seinen drei diversen Freunden antwortete: „Jeder Mensch ist anders“, sagte er, „und jeder soll so sein können, wie er ist.“ War diese geschlechtliche Vielfalt für ihn anfangs noch neu, sei sie mittlerweile selbstverständlich. Und das sei auch gut so.
Diversität ende aber nicht bei der sexuellen Orientierung, unterstrich June. Die Zehntklässlerin meinte: „Alter, Größe und Charakter, Nationalität und Religion, jede und jeder ist doch ganz individuell.“ Wie an ihrer Schule. „Es ist aus meiner Sicht ein wichtiger Teil der Bildung, kulturelle Barrieren zu überschreiten, sich die Hände zu reichen und toleranter zu werden.“ Marienau habe durch die Vielfalt an Projekten und Themenschwerpunkten für sie selbst viel dazu beigetragen.
Und das wollte auch der Vortrag von Najima El Moussaoui: Anhand von Statistiken und Literatur füllte sie den Begriff der Diskriminierung mit Inhalt, schnitt in diesem Zusammenhang die Bildungsungerechtigkeit und auch die Einkommens-Unterschiede zwischen Mann und Frau an.
Sie erklärte die Hintergründe der Diskriminierung, die auch in der Schule ihren Platz habe: „Wenn wir jemanden als Streber bezeichnen, sind wir doch eigentlich nur neidisch.“ Hier sei „Othering“ ein Schlagwort, also die Selbstaffirmation durch Abwertung der anderen.
Sie zeigte aber auch Lösungen auf, mithilfe derer eine jede und ein jeder einen Beitrag dazu leisten kann, die Menschen in dieser superdiversen Gesellschaft, die eben nicht mehr nur die kulturelle Identität unterscheidet, miteinzubeziehen: diversitätssensible Sprache.