Projektwoche 2022 - Gespräch mit Dr. Julia Verlinden
Dr. Julia Verlinden ist Umweltwissenschaftlerin, seit 2013 Mitglied des Bundestages, und war am 04. Mai im Rahmen der UNESCO-Projektwoche zu Gast in Marienau.
Passend zum Thema der Projektwoche „Die Welt verändert sich … und wir …?“ ging es in ihrem Vortrag um Klimawandel, Ressourcenschonung, Umweltschutz und Energie sparen. Verlinden war wissenschaftliche Angestellte am Umweltbundesamt in Dessau und verfasste ihre Dissertation über „Energieeffizienzpolitik als Beitrag zum Klimaschutz. Analyse der Umsetzung der EU-Gebäude-Richtlinie in Deutschland (Bereich Wohngebäude)“, mit der sie an der Leuphana Universität Lüneburg im Fach Politikwissenschaft 2012 promovierte.
Zum Auftakt ging Verlinden auf die Werte der Schule Marienau ein, die sie der Website entnehmen konnte. Diese sind Persönlichkeitsbildung, Mut, Kultur und Positivität. Darin sähe sie eine Parallele zu ihrer Arbeit und ihrem Team. Als stellvertretene Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen sei es ihr wichtig, dass jeder einzelne in ihrem Team seine Ideen und Expertise bei den Themen Klima, Energie, Verkehr, Bauen, Landwirtschaft, Umweltschutz und Tourismus gezielt einbringen könne. Das Ziel ihrer Arbeit sei eine sozial-ökologische Transformation in allen Bereichen. Es ginge nicht nur darum, jetzt für ein Leben in einem gesunden Umfeld zu sorgen, sondern den kommenden Generationen ein Leben auf einen intakten Planeten bieten zu können. Aus diesem Grund rief sie das junge Publikum dazu auf, sich aktiv in der Politik zu zeigen und vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. Als Wahlberechtigte könne man nicht nur für jetzt an den Entscheidungen teilnehmen, sondern auch für die Zukunft, d.h. auch für eine jüngere und noch folgende Generation.
Verlinden wies auf die Gesetzesvorhaben zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien hin, die Klimaminister Robert Habeck in einem umfassenden Gesetzespaket ins Kabinett im April d.J. ins Kabinett eingebracht hat. Das Gesetz erklärt, dass mehr erneuerbare Energie und eine bessere Energieeffizienz die Schlüssel dafür seien, unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu überwinden und eine sichere und saubere Energieversorgung zu gewährleisten. Das würde eine Grundlage schaffen, um den Erneuerbaren-Ausbau erheblich zu beschleunigen und für Unternehmen und Bürger*innen einfacher und verlässlicher zu machen.
Verlinden forderte die Marienauer auf, mit kleinen Schritten, eine Beitrag zu leisten: das fängt in der Ernährung an, damit, dass man sein eigenes Auto gegen Car Sharing und Fahrrad tauschen könnte. Die Schüler*innen stellten ganz konkrete Fragen, z.B. ob man am Ausstieg aus der Kohleenergie festhalten könne, wenn die Versorgung mit anderen Energieträgern wie aktuell schwierig ist. Oder wie es in anderen Ländern, die anders aufgestellt sind, gelingen kann, ganz auf erneuerbare Energiegewinnung umzusteigen. Und natürlich hing über allem die Frage, die dann auch prompt laut gestellt wurde: Sind wir nicht eigentlich schon zu spät dran, um das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen zu können? Es war ein lebhafter Austausch, der es sicher verdient hätte, bei einigen Aspekten noch etwas mehr in die Tiefe zu gehen – und genau dazu dient ja die Projektwoche. Wir bedanken uns bei Julia Verlinden für ihren Besuch und den thematischen Input und freuen uns, das sie sich Zeit für die Marienauer Projektwoche genommen hat.