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Ein völlig anderer Blickwinkel - Die BG Baskets in Marienau

Inklusion ist ein Thema, das uns alle betrifft, und manchmal ist es ganz im Fokus. So wie beim Rollstuhl-Projekttag für die 9. Klassen, den Marienau gemeinsam mit den BG Baskets durchführt. Wer sind die BG Baskets? Es ist das Rollstuhl-Basketballteam des Hamburger Sportvereins, das auch in den 1. Bundesliga des Rollstuhl-Basketsballs spielt. 


Rollstuhlbasketball ist eine eigenständige Sportart und lehnt sich an die Regeln des Fußgänger-Basketballs an. Das Ziel jeder Mannschaft ist es, den Ball in den Korb des Gegners zu werfen und dabei die gegnerische Mannschaft daran zu hindern, Korberfolge zu erzielen. In einer Mannschaft spielen Rollstuhlahrer*innen mit Fußgängern gemeinsam. Sport bietet die Möglichkeit, alle Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, und deshalb freuen wir uns, auch in diesem Jahr wieder mit den BG Baskets zusammen zu kommen. Der Projekttag setzt sich aus praktischen Einheiten und theoretischem Input zusammen und beschert den 9. Klassen ein echtes Highlight im Schuljahr. Wir bedanken uns herzlich bei den BG Baskets und der Krankenkasse VIACTIV für die Realisierung des Projekttags in Marienau!

Lesen Sie mehr im Artikel, der am 11. April 2024 in der Lüneburger Landeszeitung erschien: 

EIN VÖLLIG ANDERER BLICKWINKEL  von Ute Lühr

Zwei Rollstuhlbasketballer der BG Baskets Hamburg statten dem Internatsgymnasium Marienau Besuch ab

Marienau. Erst kam Max Müller ins Rollen. Dann in Schweiß. „Das habe ich mir definitiv weniger anstrengend vorgestellt“, sagt der 14-Jährige nach der Praxisstunde, „ich bin doch ziemlich beeindruckt.“ Und das waren die anderen Jugendlichen auch.

Zum Projekttag „Vielfalt INKLUSIVE“ hatte das Internatsgymnasium Marienau die BG Baskets vom Hamburger Sportverein HSV eingeladen – und damit einen echten Hochkaräter an den Rand der Göhrde geholt: Im April steht das HSV-Team in den Playoffs zur 1. Rollstuhlbasketball-Bundesliga. Eine machbare Aufgabe, wie Profi Kai Möller meint.

Projekttag „Vielfalt INKLUSIVE“

Er ist einer der Aktiven, die an diesem Vormittag die beiden neunten Klassen in die Techniken seiner Leidenschaft einführte, hatte dafür zwölf Sportgeräte dabei. Denn ein Gefühl für die am weitesten verbreitete paralympische Disziplin erhält nur, wer selbst mal in einem sitzt. Auch Falk Albrecht hat das ausprobiert. Eigentlich ist der 15-Jährige im Kampfsport und Fußball zu Hause, kennt Basketball aber aus der Schule. Jetzt hat er Blasen an den Fingern und Respekt vor der Leistung. „Das ist doch eine ganz andere Situation, in der man sich beim Spiel im Rollstuhl befindet“, sagt er. Zwar hätten die speziellen ausladenden Räder der Geräte den Vorteil, dass sich die Akteure auf dem Platz nicht ins Gehege kämen, Körperkontakt so kaum möglich sei. „Man ist in seinen Bewegungen aber doch auch recht beschränkt.“

Respekt vor Leistung der Rollstuhl-Aktiven

Besonders die Umstellung von Defense auf Offense sei problematisch: „Da muss man erst einmal zusehen, wie man aus dem Block an gegnerischen Rollstühlen schnell herauskommen kann.“ Spontane Finten wie auf zwei Beinen seien nicht möglich. Und schwierig sei auch der Wurf. „Das lässt sich anfangs ganz schwer einschätzen, wie stark man werfen muss“, sagt der Schüler. Max Müller hat an diesem Morgen den einzigen Korb erzielt. Der Vormittag mit den BG Baskets hat ihm gut gefallen. „Das war doch ziemlich spannend“, sagt der 14-Jährige, „da bekommt man mal einen ganz anderen Blickwinkel und hat viel mehr Respekt vor Menschen im Rollstuhl.“ Und auch diese Erfahrung war Ziel der Aktion. Bereits 2017 hatte das Internatsgymnasium Marienau die Profis aus Hamburg zu Gast, auf Anregung von Internatsleiter Tobias Karrasch fand jetzt die Neuauflage statt.

Was bedeutet das Leben in einem Rollstuhl?

Tanja Klatt, eine der beiden Klassenlehrerinnen im neunten Jahrgang, sagt: „Letztlich geht es neben der sportlichen Erfahrung auch darum, den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, was das Leben in einem Rollstuhl überhaupt bedeutet.“ Wie kaufen Betroffene im Supermarkt ein? Wie gehen sie auf Reisen? Wie muss das Wohnumfeld gestaltet sein und wie das Auto? Es sind solche Themen, die in einem theoretischen Teil mit den BG Baskets besprochen wurden. Letztlich spiele das große Themenfeld Inklusion eine entscheidende Rolle, sagt die Pädagogin. „Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, wie sie als Außenstehende mit einem Menschen mit Behinderung umgehen sollen und lernen, dass jeder Mensch besonders ist und wir alle unterschiedliche Bedürfnisse haben.“